Welcher Fräser für welche Anwendung? Praxisguide Holzzerspanung

Welcher Fräser für welche Anwendung? Praxisguide Holzzerspanung

Die Wahl des richtigen Fräsers ist entscheidend für präzise und effiziente Holzbearbeitung. In einem vorherigen Blogbeitrag („Welche Fräser soll ich für Holz benutzen?“) habe ich die verschiedenen Holzfräser und ihre grundsätzlichen Anwendungen in Kurzform vorgestellt. Dabei ging es hauptsächlich um den Einfluss des Fräsertyps auf die Spanabfuhr und die Qualität der Fräsergebnisse.

Einige Themen werden in diesem Beitrag wiederholt, aber ich empfehle zuerst den eben erwähnten Blogbeitrag zu lesen, falls du dich mit den verschiedenen Fräsertypen noch nicht so gut auskennst: zum einführenden Blogbeitrag

Dieser Blogbeitrag beleuchtet das Thema deutlich ausführlicher und praxisnaher: Hier erfährst du, welche Fräser in ganz konkreten Situationen ideal sind und wie du sie optimal nutzt, um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Egal, ob du Hobby-Zerspaner bist, oder als professioneller Anwender Werkstücke bearbeitest – dieser umfassende Praxisguide hilft dir, die richtige Wahl zu treffen und typische Fehler beim CNC-Fräsen von Holz zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Was zeichnet die Holzzerspanung aus?
  2. Nuten fräsen
  3. Taschen fräsen
  4. Konturen fräsen
  5. Bohrfräsen
  6. 3D-Fräsen
  7. Gravuren
  8. Planfräsen
  9. Intarsien fräsen
  10. Besonderheiten beim Fräsen von Weichholz
  11. Besonderheiten beim Fräsen von Holzwerkstoffen

1. Was zeichnet die Holzzerspanung aus?

Die Zerspanung von Holz als Naturstoff zeichnet sich aus durch dessen:

  • Variantenvielfalt
  • Inhomogenität
  • Anisotropie (Richtungsabhängigkeit)

Das bedeutet, dass Eigenschaften wie Struktur und Dichte, die sich auf den Zerspanungsprozess auswirken, beim Fräsen von Hölzern stark variieren.

Nicht nur unterscheiden sich die verschiedenen Holzarten voneinander, sondern auch jedes Werkstück einer Holzart ist individuell und darüber hinaus können auch in jedem einzelnen Werkstück die Eigenschaften beträchtlich variieren, je nachdem welcher Bereich bearbeitet wird.

Beim Fräsen macht sich das unter anderem dadurch bemerkbar, dass die Zerspankraft nicht konstant ist. Sie ist sowohl von Schwankungen der Dichte und Strukturbeschaffenheit, als auch von der Bearbeitungsrichtung gegenüber den Holzfasern abhängig und kann um ein Vielfaches schwanken.

Jeder, der schon einmal Holz gesägt hat, kennt den Unterschied zwischen Längsschnitten und Querschnitten (bezogen auf die Faserrichtung des Holzes) und hat die Unterschiede selber erlebt. Nicht nur ist der Kraftaufwand je nach Schnittrichtung unterschiedlich, sondern auch die Form der Späne und die Rauheit der entstandenen Schnittflächen sind verschieden. Beim Fräsen verhält es sich genauso.

Verschiedene Hölzer unterscheiden sich stark in ihren Eigenschaften

Daher zeichnet sich die Holzzerspanung hauptsächlich dadurch aus, dass die Wahl des Fräsers, die Frässtrategie und die Schnittparameter niemals perfekt auf die Gegebenheiten angepasst werden können und Imperfektionen vorprogrammiert sind.

Weitere Merkmale der Holzzerspanung sind die eher geringen Zerspankräfte im Vergleich zur Metallzerspanung und die Neigung zu Materialausbrüchen an den Schnittkanten. Letzteres kann allerdings durch die Wahl des Fräsers, dessen Schärfe und auch die Wahl der Schnittparameter beeinflusst werden.

Auch wenn die Zerspanung von Holz aufgrund dessen Inhomogenität keine exakte Wissenschaft ist, gibt es eine Reihe von Grundsätzen, die man befolgen kann. Diese werden wir in den folgenden Kapiteln anhand der wichtigsten Frässtrategien durchgehen.

Die Betrachtungen beziehen sich dabei hauptsächlich auf die Zerspanung von Hartholz. Die Besonderheiten von Weichholz und Holzwerkstoffen werden am Ende des Blogbeitrags kurz beleuchtet.

2. Nuten fräsen

Die hauptsächliche Herausforderung beim Fräsen von Nuten ist die Spanabfuhr. Das liegt daran, dass die Späne nur in zwei Richtungen abtransportiert werden können: nach oben und nach hinten in die bereits gefräste Nut, die allerdings nicht allzu viel Freiraum bietet.

Daher empfehle ich bei Nuten, die tiefer als 1D (1 mal Fräserdurchmesser) sind, einen Fräser mit Rechtsdrall zu verwenden, der die Späne also nach oben auswirft.

In der Regel wird es an den Schnittkanten zu Ausbrüchen kommen, sodass diese nachbearbeitet werden müssen. Allerdings treten solche Ausbrüche bei vielen Harthölzern, auch aufgrund der eher kurzen Fasern, nur in einem geringen Umfang auf und lassen sich leicht entfernen.

Bei Nuten geringer Tiefe (< 1D) können auch linksspiralige Fräser oder Fräser mit geraden Schneiden eingesetzt werden, um eine bessere Kantenqualität zu erzielen. Die Spanabfuhr ist in dem Fall noch nicht problematisch.

Wenn die Kantenqualität bei größeren Nuttiefen (> 1D) sehr wichtig ist, kann es ein nennenswerter Ansatz sein, einen linksspiraligen Fräser bzw. einen Fräser mit geraden Schneiden zu verwenden und in mehreren Tiefenschnitten zu fräsen.

Die Tiefenschnitte sollten jeweils maximal dem Fräserdurchmesser entsprechen und die Späne müssen dabei ständig abgesaugt werden. Erfahrungsgemäß funktioniert das aber auch nur in Grenzen, da die Späne ab einer gewissen Tiefe in der Nut teilweise so stark komprimiert werden, dass sie einen Art Pressspan-Verbund bilden und sich gar nicht mehr absaugen lassen, weil sie in der Nut festklemmen.

In manchen Fällen kann man die Nut auch mit einem Rechtsdrallfräser fräsen und einen Schlichtgang mit einem linksspiraligen Fräser nachschalten. Kleinere Ausbrüche werden in der Regel vom Linksdrallfräser abgeschnitten und es verbleibt eine nahezu makellose, scharfe Kante am Werkstück.

Auch wenn die Spanabfuhr beim Nutfräsen eine große Rolle spielt, ist es bei der Holzzerspanung nicht notwendig Einschneider (Fräser mit einer Schneide) zu verwenden. Diese ermöglichen aufgrund ihrer großen Spannuten eine optimale Spanabfuhr und werden häufig bei der Aluminiumzerspanung eingesetzt. Bei der Holzzerspanung werden üblicherweise Zweischneider verwendet.

3. Taschen fräsen

Anders als beim Fräsen von Nuten, gibt es beim Taschenfräsen mehr Freiraum wohin die Späne ausweichen können. Daher sind die Anforderungen an die Spanabfuhr in diesem Fall nicht so hoch und es ist in den meisten Fällen problemlos möglich Fräser mit geraden Schneiden zu verwenden, um eine bessere Kantenqualität zu erzielen. Tiefere Taschen (etwa > 2D) sollten dann aber in mehreren Tiefenschnitten gefräst werden, was allerdings sowieso die Regel ist.

Wenn man die Späne beim Fräsen mit einem Staubsauger oder eine Absauganlage entfernt, ist das sowieso immer der Optimalfall, egal welchen Fräser man verwendet. Allerdings ist es besonders empfehlenswert, wenn man Fräser mit geraden Schneiden verwendet, da in dem Fall ein Großteil der Späne in der Tasche verbleibt.

Falls eine Absaugung nicht in Frage kommt, hat das erfahrungsgemäß trotzdem erst mal keine wesentlichen negativen Konsequenzen. Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass das Risiko übermäßiger Wärmeentwicklung leicht erhöht ist, wenn die Späne nicht abgeführt werden.

Das kann zum Problem werden, wenn die Zerspanungsparameter - hauptsächlich Spindeldrehzahl und Vorschubgeschwindigkeit - sehr ungünstig gewählt wurden. Denn dann kann die Temperatur so stark ansteigen, dass es zu Brandspuren am Werkstück kommt und der Fräser durch die thermische Überbelastung Schaden nimmt. Herumliegende Späne können dann zum Brandrisiko werden.

Taschenfräsen mit geraden Schneiden - Späne verbleiben in der Tasche

Beim Fräsen sehr tiefer und enger Taschen sind Fräser mit Rechtsdrall oftmals die bessere Wahl, da sie die Späne nach oben abführen.

Nutzt man hochwertige, scharfe Fräser, ist die Kantenqualität häufig kaum schlechter als bei der Verwendung von Fräsern mit geraden Schneiden. In den meisten Fällen wird das Werkstück nach dem Fräsen sowieso von Hand geschliffen und die Kanten dabei leicht abgerundet. Dann spielt es keine große Rolle, wie die Kante nach dem Fräsen aussieht, die Nacharbeit ist die gleiche.

Wenn die Kanten tatsächlich scharf sein sollen und das Werkstück nicht geschliffen werden soll, kann man die Tasche auch mit einem Rechtsdrallfräser schruppen und für den Schlichtgang auf einen Linksdrallfräser wechseln.

Der Fräserwechsel kostet allerdings Zeit. Wenn die Tasche flach ist, oder wenn du in kleinen Tiefenschnitten (ca. 1D) fräst und die Späne (optimalerweise) absaugst, kannst du auch die komplette Tasche mit einem Linksdrallfräser fertigen.

Das Schlichten der Seitenwände der Tasche ist übrigens immer empfehlenswert. Das gilt insbesondere dann, wenn die Tasche vorher in mehreren Tiefenschnitten gefräst wurde, da die Tiefenschnitte manchmal sichtbare Bearbeitungsspuren hinterlassen.

Der Schlichtgang kostet nicht viel Zeit, hinterlässt eine einheitliche glatte Oberfläche und kann sich auch positiv auf die Maßhaltigkeit der Tasche auswirken. Auf die Kantenqualität hat der Schlichtgang allerdings meistens keinen Einfluss, wenn du dafür den gleichen Fräser wie beim Schruppen verwendest.

4. Konturen fräsen

Bei der seitlichen Bearbeitung eines Werkstückes - meistens ist damit die Außenkontur des Bauteils gemeint - spricht man vom Konturfräsen. Der Fräser muss nicht senkrecht ins Material eintauchen, sondern kann von der Seite kommend ins Material eintauchen.

Je nach Situation kann die Kontur in mehreren Tiefenschnitten gefräst werden, oder bei reduzierter seitlicher Zustellung die gesamte Werkstückhöhe bearbeitet werden, dafür aber in mehreren seitlichen Zustellungen.

Im Normalfall sollte im Umkreis der zu fräsenden Kontur so viel Platz sein, dass die Späne in mehrere Richtungen ausgeworfen werden können und beim Fräsen nicht mehr im Weg sind. Dadurch ist die Spanabfuhr in jedem Fall gewährleistet und es kann immer derjenige Fräser eingesetzt werden, der die beste Bearbeitungsqualität erwarten lässt.

Die Anzahl der Schneiden spielt beim Konturfräsen keine wesentliche Rolle. Üblich sind auch hier Fräser mit zwei Schneiden.

Wenn die Werkstückkante plan auf einer Unterlage aufliegt, reicht ein linksspiraliger Fräser aus, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Sollte die Unterkante des Werkstückes nicht auf einer Unterlage aufliegen, ist ein Fräser mit wechselseitigem Drall die bessere Wahl, da mögliche Kantenausbrüche dann sowohl an der Oberkante, als auch an der Unterkante vermieden werden.

Bedenke allerdings, dass Fräser mit wechselseitigem Drall am Übergang vom Linksdrall auf den Rechtsdrall in der Regel einen sichtbaren Wechsel der Oberflächentextur am Werkstück erzeugen. Daher sind diese Fräser nicht als "Allheilmittel" zu betrachten und bevorzugt einzusetzen, wenn die Oberflächenqualität nachrangig ist (bspw. beim Konturfräsen von Holzwerkstoffen wie Multiplex).

5. Bohrfräsen

Bohrungen können grundsätzlich auf zwei verschiedene Weisen hergestellt werden: Entweder durch Bohren, also durch senkrechtes Eintauchen des Werkzeuges, oder durch Bohrfräsen. Beim Bohrfräsen taucht der Fräser nicht senkrecht, sondern mit einer helixförmigen Bahn ins Material ein.

An der CNC-Fräse sind beide Vorgehensweisen denkbar, aber das Bohren bietet sich nur dann an, wenn viele Bohrungen des gleichen Durchmessers gefertigt werden müssen. Wenn es nur wenige Bohrungen oder Bohrungen mit verschiedenen Durchmessern gibt, wird sich der Wechsel auf einen Bohrer meistens nicht lohnen und das Bohrfräsen ist die bessere Vorgehensweise.

Hobbyzerspaner sollten sich außerdem die Frage stellen, ob die Frässpindel überhaupt zum Bohren geeignet ist. Frässpindeln aus dem unteren Preissegment sind häufig nicht dafür ausgelegt, die höheren axialen Kräfte aufzunehmen, die beim Bohren auftreten können. Hochfrequenzspindeln, die tendenziell teurer sind als einfache Fräsmotoren, sind in der Regel für das Bohren geeignet, weil sie mit höherwertigen Lagern ausgestattet sind.

Da die Späne nur nach oben abgeführt werden können, sind rechtsspiralige Fräser zu bevorzugen. Auch hier sind wieder Zweischneider die übliche Wahl. Trotz der besseren Spanabfuhr ist es nicht notwendig beim Bohrfräsen in Holz Einschneider zu verwenden.

Erfahrungsgemäß können bei Bohrungstiefen bis ca. 3D auch Fräser mit geraden Schneiden verwendet werden, ohne dass Komplikationen auftreten. Die Späne werden dabei nicht optimal nach oben abgeführt und werden daher einfach weiterhin mitbearbeitet, sodass dabei häufig ein höherer Staubanteil anfällt. Auch hier gilt wieder, dass die Schnittparameter gut gewählt sein müssen, da das Risiko erhöhter Wärmeentwicklung durch die schlechtere Spanabfuhr ansteigt.

6. 3D-Fräsen

Mit 3D-Frässtrategien können Freiformflächen und Reliefs gefertigt werden. Dabei ist die übliche Vorgehensweise, zuerst das Material mit einem Schaftfräser grob wegzuräumen und dann mit einem Kugelkopffräser die Oberflächen zu schlichten.

Der Schruppgang mit dem Schaftfräser ist eine 3D-Taschenfräsoperation, bei der ein Aufmaß von ca. 0,5 - 1 mm in axialer und radialer Richtung stehen gelassen wird für den nachfolgenden Schlichtgang.

Da beim Schruppen keine Anforderungen an die Oberflächen- und Kantenqualität gestellt werden, kann jeder beliebige Fräser eingesetzt werden. Daher ergibt es Sinn einen Fräser zu verwenden, mit dem schnell gefräst werden kann und der eine gute Spanabfuhr gewährleistet. Es bietet sich an, einen rechtsspiraligen Fräser mit mindestens 2 Schneiden zu verwenden.

Nach dem Schruppen wird das restliche Material mit einem Kugelkopffräser entfernt. Je gröber und je besser zugänglich die zu fräsenden Strukturen sind, desto größer kann der Durchmesser des Kugelkopffräsers gewählt werden.

Die Bearbeitungszeit hängt aber nicht nur vom Durchmesser des Fräsers, sondern auch von der gewählten Auflösung ab, die im CAM-Programm eingestellt werden kann. Eine geringe Auflösung verkürzt die Bearbeitungszeit, führt aber dazu, dass die Bearbeitungsspuren besser zu sehen sind, sodass der Nachbearbeitungsaufwand ansteigt.

Feine Details lassen sich am besten mit konischen Fräsern mit runder Spitze bearbeiten (z.B. mit unserem Intarsienfräser). Durch die konische Form und den geringen Spitzenradius können auch kleine Engstellen gut erreicht werden und eine hohe Auflösung erzielt werden.

Abgesehen von der Größe und Form werden beim 3D-Fräsen keine besonderen Anforderungen an das Werkzeug gestellt. Die Zerspankräfte sind gering und die Spanabfuhr spielt eine untergeordnete Rolle.

7. Gravuren

Zum Gravieren von Holz werden konische Fräser eingesetzt, da die Linienbreite dann über die Eintauchtiefe gesteuert werden kann.

Üblicherweise werden dafür Fräser mit Winkeln von 30° bis 90° eingesetzt. Dabei bezieht sich die Winkelangabe in der Regel auf den gesamten Winkel, der von der V-förmigen Spitze aufgespannt wird.

Konische Fräser können in Gravierstichel und Gravierfräser unterteilt werden. Sie unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass Gravierfräser - im Gegensatz zu Graviersticheln - eine Spiralnut besitzen.

In den meisten Anwendungsfällen können sowohl Gravierstichel, als auch Gravierfräser eingesetzt werden. Aufgrund der besseren Spanabfuhr sind bei tiefen Gravuren Gravierfräser zu bevorzugen. Allerdings können auch Gravuren in mehreren Tiefenschnitten gefertigt werden, sodass auch tiefe Gravuren mit Graviersticheln umsetzbar sind.

Weitere wichtige Merkmale sind Durchmesser und Konuswinkel.

Die Bedeutung des Durchmessers ist klar: Je filigraner die Gravur ist, desto kleiner sollte der eingesetzte Gravierstichel sein. Für größere Gravuren, beispielsweise für die Beschriftung größerer Bretter, kommen häufig Fräser aus dem Oberfräsen-Bereich zum Einsatz. Diese werden meist als V-Nutfräser und nicht als Gravurfräser bezeichnet und sind in großen Durchmessern erhältlich.

V-Nutfräser - eignet sich für grobe Gravuren

Die Wahl des Konuswinkels dagegen, ist weniger eindeutig, sodass hier keine pauschalen Empfehlungen möglich sind. Allgemein gilt, dass mit einem kleineren Winkel bei gleicher Gravurtiefe feinere Details abgebildet werden können.

Das kann ein Vorteil sein, da sich tiefe Gravuren besser vom umgebenden Material abheben, wenn sie nicht mit Farbe gefüllt werden. Der Nachteil ist, dass sich Gravuren, die zugleich tief und filigran sind, schlecht mit Farbe füllen lassen. Hier sind Fräser mit flacheren Winkeln (etwa 90°) im Vorteil.

8. Planfräsen

Beim Planfräsen wird Material von der Oberseite des Werkstückes entfernt, um eine glatte Oberfläche zu erzeugen, oder ein bestimmtes Abmaß in Z-Richtung zu erzielen. Meistens wird nicht viel Material abgetragen, sodass die Tiefenzustellung sich im Bereich von einigen Zehntelmillimetern bis hin zu wenigen Millimetern bewegt.

Dadurch können hier Fräser mit großen Durchmessern zum Einsatz kommen, um die Bearbeitungszeit zu verkürzen. Typisch sind Planfräser mit angelöteten Schneiden oder angeschraubten Wendeplatten. Alternativ kann aber auch jeder beliebige Schaftfräser genutzt werden, wenn sich die Anschaffung eines Planfräsers nicht lohnt.

Bedenke beim Planfräsen, dass Fräser mit großen Durchmessern eine geringe Drehzahl und ein hohes Drehmoment erfordern. Frässpindeln, die üblicherweise für die Holzzerspanung eingesetzt werden, sind dafür nicht besonders gut geeignet.

Fräserdurchmesser von 35 mm und mehr sind daher nur selten sinnvoll und erfordern ein vorsichtiges Vorgehen. Wird die Tiefenzustellung zu hoch gewählt, kann es passieren, dass die Frässpindel bei der Materialeinfahrt stehen bleibt.

Da die Achse der Frässpindel selten perfekt senkrecht ausgerichtet ist und sich selbst kleinste Abweichungen auf das Fräsbild übertragen, sind Bearbeitungsspuren entlang der Fräsbahnen beim Planfräsen kaum zu vermeiden.

Je nach Holzart und Struktur des Werkstückes, sind die Bearbeitungsspuren mal mehr und mal weniger gut sichtbar. In der Regel muss die Oberfläche nach dem Planfräsen geschliffen werden, um die Bearbeitungsspuren komplett zu entfernen.

9. Intarsien fräsen

Bei Einlegearbeiten - auch Intarsien oder Inlays genannt - werden ein Aufnahmeteil und ein Einlegeteil spielfrei zusammengefügt und miteinander verleimt.

Da es praktisch unmöglich ist zwei Teile zu fertigen, die garantiert spielfrei zusammenpassen, werden die Teile mit konischen Außenwänden gefertigt. So können etwaige Ungenauigkeiten bei der Fertigung ausgeglichen werden.

Angenommen das Einlegeteil wird etwas zu klein gefertigt, dann sitzt es in dem Aufnahmeteil einfach etwas tiefer drin. Durch die konische Form ist dabei weiterhin eine Spielfreiheit gewährleistet, sodass am Fertigteil keine Lücken zwischen Einleger und Aufnahmeteil sichtbar sind.

Um das zu erreichen werden die Außenkonturen der beiden Teile mit demselben Fräser gefertigt. Grundsätzlich eignen sich dafür konische Fräser mit Konuswinkeln im Bereich 10-20°. Diese werden häufig auch als Intarsienfräser bezeichnet.

Intarsienfräser

Theoretisch können auch sehr spitze Gravierstichel zum Intarsienfräsen verwendet werden. Allerdings verfügen diese häufig nicht über die erforderliche Schneidenlänge.

Die Ausprägung der Fräserspitze, ob rund oder flach, ist unwesentlich solange die Form bei der Programmierung im CAM-Programm korrekt berücksichtigt wird.

Der Durchmesser des Fräsers sollte beim Intarsienfräsen eher klein gewählt werden, um feinere Details abbilden zu können. Da der konische Fräser in der Regel nur dazu verwendet wird, nach einer Taschenfräsoperation mit einem "normalen" Schaftfräser einmal die Außenkontur abzufahren, hat die Größe keinen relevanten Einfluss auf die Bearbeitungszeit, sodass dadurch auch kein Nachteil entsteht.

10. Besonderheiten beim Fräsen von Weichholz

Weichhölzer haben tendenziell geringere Dichten und gröbere Fasern als Harthölzer. Daraus ergibt sich ein Vorteil und ein Nachteil. Der Vorteil ist, dass die Zerspanungskräfte geringer ausfallen und dementsprechend schneller gefräst werden kann (im Sinne von Materialabtrag pro Zeit). Der Nachteil ist, dass Weichhölzer aufgrund ihrer groben Struktur anfälliger für Materialausbrüche sind.

Weichholz

Im Vergleich zu Harthölzern sind bei Weichhölzern deswegen tendenziell schlechtere Kantenqualitäten zu erwarten. Daraus ergeben sich zweierlei Dinge.

Zum einen gewinnen hier linksspiralige Fräser bzw. Fräser mit wechselseitigem Drall an Bedeutung. Denn bei der Verwendung von rechtsspiraligen Fräsern können die Ausbrüche an den Werkstückkanten im ungünstigsten Fall so stark ausgeprägt sein, dass sie sich nicht so einfach durch händische Nacharbeit entfernen lassen.

Zum anderen ist die Verwendung möglichst scharfer Fräser, welche die Holzfasern zuverlässig durchtrennen, umso wichtiger. Daher bietet es sich an, für die Weichholzzerspanung möglichst unbenutzte VHM-Fräser ohne Beschichtung zu verwenden.

11. Besonderheiten beim Fräsen von Holzwerkstoffen

Holzwerkstoffe bestehen aus zerkleinerten Holzelementen, die durch Leim oder andere Bindemittel zu einem Plattenmaterial zusammengefügt werden. Je kleiner die Holzelemente sind, desto höher ist der Zerkleinerungsgrad und desto mehr unterscheidet sich der Zerspanungsprozess von der Vollholzzerspanung.

Massivholzplatten, die aus mehreren Vollholzstäbchen bestehen, verhalten sich beim Fräsen praktisch genauso wie Vollholz.

Der nächsthöhere Zerkleinerungsgrad wird durch furnierbasierte Holzwerkstoffe wie Multiplexplatten repräsentiert. Diese bestehen aus mehreren miteinander verleimten Holzschichten (Furnieren) und sind im CNC-Bereich sehr beliebt. Die Zerspanung von furnierbasierten Holzwerkstoffen ähnelt aber immer noch stark der Zerspanung von Vollholz.

Multiplex - ein furnierbasierter Holzwerkstoff

Spanbasierte Holzwerkstoffe wie Spanplatten und OSB-Platten bestehen aus noch kleineren Elementen, sind aber zumindest für Hobbyzerspaner kaum relevant, da sie ohne Beschichtung oder Lackierung unansehnlich sind und eher im Möbel- und Hausbau eingesetzt werden.

Dahingegen sind faserbasierte Holzwerkstoffe wie MDF beliebte Werkstoffe für die CNC-Bearbeitung. Diese haben den höchsten Zerkleinerungsgrad und sind dadurch nahezu homogen. Die Zerspanungskräfte und die Oberflächenstruktur sind gleichbleibend, unabhängig von der Lage im Werkstück und der Bearbeitungsrichtung.

Das bedeutet allerdings nicht, dass hier immer perfekte Ergebnisse zu erwarten sind. Zwar können bei MDF-Platten keine Risse entstehen, die sich entlang der Faserrichtung ausbreiten, so wie es bei der Vollholzbearbeitung passieren kann (auch Vorspaltung genannt), aber das Material kann beim Fräsen trotzdem an den Kanten ausfransen.

Weiterhin entsteht beim Fräsen von MDF hauptsächlich Staub, sodass die Luft erheblich belastet wird, wenn dieser nicht effektiv abgesaugt wird.

Auch MDF kann an den Schnittkanten ausfransen

Ganz allgemein kann man sagen, dass durch den höheren Standardisierungs- und Zerkleinerungsgrad im Vergleich zur Vollholzzerspanung weniger Schwankungen bei der Bearbeitung von Holzwerkstoffen auftreten. Das betrifft sowohl die auftretenden Zerspanungskräfte, als auch die Qualität der Fräsergebnisse.

Ein Nachteil ist jedoch, dass der Verschleiß der Fräser durch die enthaltenen Bindemittel höher sein kann. Besonders stark wirken sich außerdem harte Beschichtungen auf den Verschleiß aus. Deswegen werden im professionellen Umfeld für beschichtete Holzwerkstoffe häufig auch Diamantfräser eingesetzt.

Aufgrund der hohen Anschaffungspreise solcher Fräser lohnt sich deren Einsatz für Hobbyzerspaner meistens nicht, sodass für die Bearbeitung von Holzwerkstoffen üblicherweise die gleichen Fräser wie bei der Vollholzzerspanung verwendet werden.

Da Materialausrisse bei beschichteten Holzwerkstoffen besonders stark auffallen, werden hier bevorzugt Fräser mit wechselseitigem Drall eingesetzt, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Beschichtungen auf Holzwerkstoffen erhöhen den Verschleiß am Fräser
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